Baugeschichte und Architektur
Bereits vor Errichtung der bestehenden barocken Kirche gab es hier einen gotischen, im Kern älteren Sakralbau, über dessen Geschichte aber relativ wenig bekannt ist.
Die erste Kirche wurde vermutlich um 1300, als Siegharts bereits ein ansehnliches Dorf geworden war, am heutigen Standort erbaut.
Kirche und Baumeister
Als mächtiger barocker Zentralbau mit Fassadenturm erhebt sich die Pfarrkirche von Groß-Siegharts in beherrschender Lage über dem Ort und bildet mit dem benachbarten Schloss, das seit 1897 die Stadtverwaltung beherbergt, das Zentrum des inneren Marktes. Erbaut wurde die Kirche in den Jahren 1723 bis 1727 unter dem damaligen Herrschaftsbesitzer Johann Christoph Ferdinand Graf von Mallenthein. Bereits am 23. September 1722 hatte er sich in einem Protokoll verpflichtet, die Kirche nach den vorgelegten Plänen auf eigene Kosten und ohne Zutun kirchlicher Stellen auszuführen. Die teilweise noch erhaltenen Baupläne stammen von DONATO FELICE D‘ ALLIO. In Mailand geboren, war er seit 1700 in Wien ansässig. Er entwarf u. a. die nur zum Teil ausgeführten Pläne für das Stift Klosterneuburg, ferner war er auch Baumeister der Wiener Salesianerinnenkirche.
Der Außenbau
Die Außenwirkung der Kirche dominiert die Hauptfassade mit ihrer dreiachsigen Riesenpilastergliederung, über deren Mittelachse der feingliedrige Turmaufsatz mit dem schlanken Zwiebelhelm aufsteigt. Da der Erbauer Graf Mallenthein wegen der damaligen wirtschaftlichen Probleme den ursprünglich geplanten Statuenschmuck nicht mehr realisieren konnte, entstanden die heutigen Statuen erst in der jüngeren Vergangenheit. So schuf der Wiener akad. Bildhauer FRANZ BARWIG 1958 für die beiden Fassadennischen die Sandsteinfiguren des hl. Joseph von Nazareth und der hl. Maria Immaculata, 1961 konnten dann auch die vier 2,20 Meter hohen Statuen des gleichen Künstlers seitlich des Turmaufsatzes aufgestellt werden: vorne die hll. Johannes der Täufer (Kirchenpatron) und Leopold (Landesspatron von Österreich sowie von Niederösterreich), rückwärtig die hll. Koloman (ehem. Landespatron) und Altmann, zu dessen Diözese Passau auch die Pfarre Groß-Siegharts einst gehörte. Gleichzeitig wurden die vier 1,60 Meter hohen Ziervasen des Wiener Bildhauers KARL GOLLNER auf die seit dem Turmbau vorbereiteten Postamente gesetzt.
Der Portalvorbau
Der Portalvorbau beim südlichen Seiteneingang wurde 1896 nach Plänen von RICHARD JORDAN errichtet und ist mit Reliefs von LUDWIG SCHADLER geschmückt. Im äußeren Giebelfeld über der Eingangstür ist Christus als Guter Hirte dargestellt, während die Deckenreliefs den stolzen Pharisäer und den demütigen Zöllner im Tempel zeigen.
Das Geläute
Das bestehende Geläute umfasst heute fünf Glocken:
- Christusglocke, 590 kg
- Marienglocke, 325 kg
- Schutzengelglocke, 235 kg
- Johannesglocke, 125 kg
Jede dieser vier 1948/49 in der Glockengießerei St. Florian aus Bronze gegossenen Glocken ist mit einem ihrer Widmung entsprechenden Reliefmotiv und einer Inschrift versehen. Die Schutzengelglocke musste 1968 neu gegossen werden. - Als älteste Glocke ist das 1747 in Krems gegossene Zügenglöcklein (Sterbeglocke) erhalten. Die Ziermotive zeigen die Muttergottes mit dem Kind und Jesus am Kreuz.
Rund um die Kirche
Zum unverwechselbaren Gesamtensemble gehört auch die steinerne Kirchenstiege, über die man von der Mallentheingasse aus den westlichen Kirchenvorplatz sowie den benachbarten, 1709 nach Errichtung des Vikariates erbauten Pfarrhof erreicht. Die 1961 etwas versetzte Stiege wurde 1830 unter Pfarrer Johann Gabriel mithilfe örtlicher Spenden aus der Bevölkerung errichtet, wohl anstelle einer älteren Holztreppe. Gleichzeitig stellte man die beiden Steinfiguren am Stiegenaufgang, die heiligen Sebastian und Johannes Nepomuk, auf. Das eiserne Kreuz oben am Vorplatz links vom Stiegenende wurde 1843 vom örtlichen Fabrikantenehepaar Leopold und Elisabeth Süß gestiftet. Nordöstlich der Kirche steht eine Dreifaltigkeitssäule mit Gnadenstuhl-Darstellung (1. Hälfte 19. Jh.). Bis 1802 war die Kirche vom damaligen Friedhof umgeben. Südlich der Kirche sind die bereits erwähnten Fragmente aus der Vorgängerkirche aufgestellt.