Deckenfresken
Zur überregionalen kunsthistorischen Bedeutung der Kirche tragen neben der Architektur die qualitätvollen Deckenfresken bei, die der berühmte Barockmaler CARLO CARLONE (1686–1775) im Jahr 1727 ausgeführt hat.
Der Bauherr Graf Mallenthein konnte diesen einer bekannten Künstlerfamilie aus dem norditalienischen Intelvi Tal (Val d’Intelvi, nördlich von Como) entstammenden Maler und Freskanten, der seit 1715 in Österreich tätig war, für die Ausmalung seiner neu errichteten Kirche in Groß-Siegharts gewinnen. Carlone hatte vorher u. a. die Fresken in Prinz Eugens Schloss in Schloßhof im Marchfeld und im Wiener Schloss Belvedere ausgeführt. Hier in Groß-Siegharts schuf Carlone eines seiner letzten, aber größten zusammenhängenden Werke in Österreich.
Restaurierung der Fresken
Bereits 1950/51 wurden die von Staub und Kerzenruß beeinträchtigten Fresken renoviert, wobei man damals erst wieder entdeckte, dass die Originalfresken von Carlone stammen. Ein Problem bildeten die dunklen Flecken, die sich bereits nach einer übermalenden Renovierung des 19. Jahrhunderts durch die Verwendung von Bleiweiß im Lauf der Zeit gebildet hatten. Die Restaurierung 1950/51 wurde mechanisch mit Bürsten und mit relativ agressiven chemischen Lösungsmitteln durchgeführt. Doch die Flecken schlugen in der Folge wieder mehr und mehr durch. Im Jahr 2015 konnte nun das Deckenfeld mit dem hl. Johannes dem Täufer als Prediger im Zuge einer Diplomarbeit an der Akademie der Künste in Wien durch die Diplomrestauratorin Lea Huck unter Mithilfe ihrer Kollegin Mag. Katharina Ivanovskis untersucht und schließlich restauriert werden. Auf Initiative der Pfarre Groß-Siegharts und mithilfe finanzieller Unterstützung durch Bund, Land und Diözese St. Pölten wurde unter Weiternutzung des für die Untersuchungen aufgestellten Gerüstes die Ausweitung der Restaurierung auf die Gesamtfläche dieses Freskos gesichert. Dabei gelang es den Restauratorinnen mit Hilfe einer speziell entwickelten Methode, die zahlreichen schwarzen Flecken, welche die Bildwirkung stark beeinträchtigt hatten, zu beseitigen und alte Ölübermalungen abzunehmen. So vermittelt dieses Fresko wieder die ursprüngliche Farbigkeit und Strahlkraft der Carlone-Fresken. Eine Restaurierung der übrigen Fresken und eine Reinigung der Raumschale (Musterachse im westlichen Vierungsbogen) wäre für die Zukunft sehr wünschenswert.
Der Kirchenpatron Johannes der Täufer
Johannes der Täufer, der häufig als Bußprediger im Fellkleid, mit Kreuzstab und Lamm dargestellt wird, gilt als „Vorläufer“ und Wegbereiter Jesu. Er steht an der Schwelle vom Alten zum Neuen Bund. Seine Geburt wurde dem greisen Vater Zacharias durch den Erzengel Gabriel vorhergesagt, sein Name seiner Mutter Elisabeth eingegeben. Bei der Heimsuchung begegneten sich Maria und Elisabeth gesegneten Leibes. Johannes wirkte predigend und taufend am Jordan. Als sich auch Jesus von ihm taufen ließ, erkannte Johannes den Messias als „Lamm Gottes“. Das Schriftband „Ecce Agnus Dei“ am Kreuzstab verweist auf die Aussage des Täufers im Johannesevangelium: „Seht, das Lamm Gottes, das die Sünde der Welt hinwegnimmt.“ (Joh 1,29). Johannes verstand sich als Rufer in der Wüste, als Vorläufer des Größeren, der nach ihm kommen sollte. Auch dies kann die Geste des Fingerzeigs auf Jesus andeuten: „Er muss wachsen, ich aber muss kleiner werden.“ (Joh. 3,30) Unter Herodes Antipas wurde Johannes gefangen genommen und als Opfer einer Intrige der Herodias, deren unrechtmäßiges Verhältnis mit Herodes er angeprangert hatte, enthauptet.
Die Themen der Fresken
Die Kirche ist dem hl. Johannes dem Täufer geweiht. Darum zeigt uns der Künstler im Bogenfeld über der Orgelempore die Predigt des Täufers, vor den Abgesandten des Hohen Rates und dem einfachen Volk. Im Freskenbogen über dem Hochaltar ist die Enthauptung des hl. Johannes drastisch dargestellt. Der Scharfrichter legt das abgeschlagene blutende Haupt des Johannes einer Dienerin auf die Schüssel, so wie es Herodias und deren Tochter Salome von König Herodes als Lohn für den Tanz des Mädchens verlangt hatten. Zwei Engel bringen dem Märtyrer den Lorbeerkranz des Sieges. Zu beiden Seiten beleben Zuschauer die Szene. Dieses Fresko trägt auch die Signatur des Künstlers: „Carolus Carlone 1727“.
Die Herrlichkeit des Himmels, in den Maria aufgenommen wird, ist das zentrale Thema im großen Kuppelfresko in der Raummitte. Es zeigt Gott Vater mit der Weltkugel, dem Symbol der Schöpfung, Gott Sohn mit dem Kreuz, dem Zeichen unserer Erlösung, sowie den Heiligen Geist in Gestalt einer Taube inmitten göttlichen Lichtes. Singende, musizierende und wolkentragende Engel aller Größen umschweben und beten die Allerheiligste Dreifaltigkeit an. In deren Nähe sehen wir auch die Muttergottes, umgeben von Engelsscharen, anbetend und fürbittend.
In den vier Auslauffeldern der Kuppel sind die zwölf Apostel jeweils in Dreiergruppen dargestellt. Einige von ihnen blicken empor zum dreifaltigen Gott, einige scheinen sich auch zu den Betern in der Kirche herabzubeugen, um deren Gebete in die himmlischen Sphären weiter zu leiten. Neben den Seitenaltarfenstern finden sich noch die vier „großen Propheten“, die Vertreter der alttestamentlichen Gottesboten und Wegweiser zum Himmel. An der Nordseite sind über dem Marienaltar Daniel mit dem Satz „Alii in vitam aeternam“ (Einige gelangen zum ewigen Leben) und gegenüber Ezechiel mit der Kunde „Ecce gloria dei“ (Seht die Herrlichkeit Gottes) zu erkennen. An der Südseite über dem Herz-Jesu-Altar trägt Jeremias den Spruch „Solium Gloriae“ (Thron der Herrlichkeit), gegenüber Isaias das Spruchband „Videbunt gentes justum tuum“ (Die Völker werden schauen Deinen Gerechten).