Rundgang durch die Pfarrkirche
Die Pfarrkirche ist ein im Grundriss kreuzförmiger Zentralbau mit abgeschrägten Querarmen und Nebenräumen.
Die eindrucksvolle Raumwirkung wird noch verstärkt durch die Hängekuppel über dem quadratischen Mittelraum, der Vierung, und die hoch angelegte Orgelempore. Die Wände werden durch eine Riesenpilasterordnung mit umlaufendem Gesims gegliedert. Sie sind im oberen Bereich mit Stuckmarmor überzogen und im unteren Bereich mit echtem Salzburger Marmor gestaltet. Die Gurtbögen im Gewölbebereich ziert figurales Stuckwerk in der für die Bauzeit typischen Form des „Bandlwerks“.
Hochaltar
Der mächtige Aufbau stammt wohl aus dem Jahr 1764, als auch das große Altarbild vom damaligen Herrschaftsbesitzer Freiherr Dominik Josef Hayek von Waldstetten gestiftet wurde. Besonders das Altarbild des Gekreuzigten verrät die geübte Künstlerhand, doch ist dessen Name nicht bekannt. Bei der Renovierung in den frühen 1950er Jahren wurde der gesamte Altaraufbau in Stuccolustrotechnik gefasst. Die beiden großen Statuen der Apostelfürsten Petrus und Paulus sowie die hll. Joseph und Florian oben im Auszug schuf ebenso wie den Tabernakel mit den Anbetungsengeln der Wiener Bildhauer J. STARK im Jahr 1894. Die beiden seitlich vor dem Hochaltar angebrachten Konsolfiguren zweier Bischöfe zeigen links den hl. Nikolaus bzw. rechts den hl. Martin mit der Gans. Die um 1730 entstandenen barocken Statuen konnten 1964 aus dem Kunsthandel für die Pfarrkirche erworben werden. Volksaltar und Ambo wurden von der örtlichen Tischlerfirma Böhm angefertigt und 1986 aufgestellt. Zur ursprünglichen barocken Kirchenausstattung gehören die beiden Seitentüren im Presbyterium mit ihren schönen Einlegearbeiten, die südlich zur Sakristei und nördlich in die Frauenkapelle führen. Diese birgt eine 1885 gespendete Maria-Lourdes-Statue sowie aus barocker Zeit stammend ein Kruzifix, eine Statue des hl. Antonius von Padua und ein Bild der Hl. Familie mit dem Johannesknaben. In der Sakristei (nicht öffentlich zugänglich) haben sich noch die zwei ältesten beschrifteten Grabplatten der Pfarre erhalten: die Gedenkplatte für die 1750 verstorbene Färbermeistersgattin Theresia Egger und ein Gedenkstein für den 1778 verstorbenen Seelsorger Vikar Josef Franz Dietz.
Kanzel
An der rechten Schrägwand zwischen Altarraum und Vierung ist die Kanzel angebracht. Die drei 1895 von LUDWIG SCHADLER aus Wien geschaffenen Reliefs am Kanzelkorb zeigen die Übergabe der Gesetzestafeln auf dem Sinai, die Bergpredigt und die Vertreibung aus dem Paradies. Den Schalldeckel schmückt eine Statue des hl. Paulus, des Apostelfürsten, Märtyrers und großen Predigers. Gegenüber an der Nordseite steht die barocke Konsolfigur der hl. Anna, die für das Wiener Ursulinenkloster geschaffen und 1962 für Groß-Siegharts erworben wurde.
Seitenaltäre
Sie wurden in den Jahren 1886/87 aufgestellt und verdecken die ursprünglichen Freskoaltaraufbauten des Spätbarockmalers Josef Adam Mölk von 1788. Die klassizistischen Aufbauten orientieren sich stilistisch am Hochaltaraufbau der Wiener Schottenkirche. Die bestehende Marmorverkleidung erfolgte erst 1955. Beide Altarbilder schuf der Wiener Historienmaler AUGUST VON WÖRNDLE. Sie zeigen am linken Altar die Muttergottes als Immaculata und als Helferin der Christen, die in leiblichen und seelischen Nöten vertrauensvoll zu ihr kommen, am rechten Altar die Hl. Familie, gemeinsam mit der hl. Anna und dem von seiner Mutter Elisabeth gehaltenen Johannesknaben. Auf beiden Altarmensen sind Skulpturen aufgestellt. Die Herz-Jesu-Statue am rechten Altar wurde 1887 aus Gröden in Südtirol erworben. Bedeutend älter und mit der Kirchengeschichte von Groß-Siegharts verknüpft ist dagegen die Muttergottesstatue am linken Altar. Während die Kronen bei Maria und dem Jesuskind barocke Zutaten sind, stammt die Figur selbst aus gotischer Zeit (um 1450) und stand der Überlieferung nach ursprünglich als verehrtes Gnadenbild im nahen Granakirchlein, das 1786 im Zuge des Josephinismus geschlossen und abgetragen werden musste. Einem 1915 bei der Renovierung der Figur entdeckten vergilbten Zettel war zu entnehmen, dass die Figur während des Dreißigjährigen Krieges von schwedischen Soldaten ins Feuer geworfen worden sein soll, wie die Brandspuren an der Rückseite zeigen, aber nicht verbrannte. Hierzu ist mündlich überliefert, dass die Schweden die Statue, als sie nicht schnell genug brannte, die Kaiserlichen aber schon heranrückten, vom Scheiterhaufen weg in den nahen Grana-Fischteich geworfen hatten, von wo die Bevölkerung das Gnadenbild wieder herausholte.
Weitere Einrichtung
Neben dem rechten Seitenaltar steht der 1955 aufgestellte Taufstein aus Adneter Marmor mit Kupferdeckel, den reliefierte Szenen des Taufgelöbnisses und von Vorbildern der Taufe zieren. Das Kirchengestühl lieferte 1862 der Tischler Leopold Schaich. Die Kreuzwegbilder sowie das unter der Orgelempore angebrachte Dreifaltigkeitsbild malte GEORG MAYERHOFER aus Waidhofen an der Thaya in den Jahren 1869/70. Das Grosserdenkmal beim nördlichen Seitenaltar ist ein bemerkenswertes Kunstwerk im frühklassizistischen Stil. Über einem Marmorsockel mit Inschrifttafel verkörpert eine Gruppe aus in Blei gegossenen Figuren den Tod des Edelmannes Johann Michael I. von Grosser († 1784), des Hofjuweliers der Kaiserin Maria Theresia. In der Mitte beginnt der vom Tod Berufene den Abstieg in die Gruft, während die Angehörigen in theatralischen Gesten und bewegter Mimik Abschied nehmen. Rechts hält der Knochenmann ihm das Stundenglas hin, um zu zeigen, dass seine letzte Stunde abgelaufen ist. Freiherr von Grosser blickt wehmütig zurück auf seine Familie, die Ehefrau mit den beiden Söhnen und vier Töchtern, die schmerzerfüllt den Tod abwehren möchte. Eine der Töchter ist ohne Haube dargestellt, da sie noch ledig (nicht „unter der Haube“) war. Einige Symbole wie der Sarg, das Käuzchen, der verdorrte Zweig oder der Putto mit dem verstümmelten Fuß weisen auf die Vergänglichkeit hin. Die runenartige Inschrift auf der Grabpyramide bedeutet, dass der im Jahr 1700 geborene Grosser hier im Grabmal ruhen soll – vermutlich ein heimlicher Protest gegen Kaiser Joseph II., der 1783 Beisetzungen in Grüften der inneren Stadt Wien verboten hatte. Das wohl um 1786 geschaffene Grabdenkmal wird dem Bildhauer KARL GEORG MERVILLE zugeschrieben, der in den Jahren 1779 bis 1788 in Wien tätig war. Die Orgel wurde 1913 vom Kremser Orgelbauer FRANZ CAPEK aufgestellt. Die Zinnpfeifen im Orgelprospekt konnten über die beiden Weltkriege gerettet werden. Die Ziergirlanden des Orgelgehäuses stammen noch aus dem 18. Jahrhundert. Das Portal unter der Empore flankieren zwei neuzeitliche Statuen der Heiligen Rupert und Johannes des Täufers, Werke von WILLIBALD EDLINGER aus Groß-Siegharts.