Die Kirchen von Thaur: Die Kirche zum hl. Vigilius
Der 1420 erwähnten Vigilius-Kirche wurde von den Salinenbediensteten der hl. Rupert als zweites Patrozinium hinzugefügt, sie haben auch 1643 den heutigen Kirchenbau vollendet.
Südöstlich der Pfarrkirche liegt diese historisch in mehrfacher Weise interessante Kirche und der sie ehemals umgebende Friedhof. Aufgrund des Patroziniums, welches am 26. Juni, dem Fest des hl. Vigilius, begangen wird, dürfte die Kirche ursprünglich in Zusammenhang mit Grundbesitzungen des Bistums Trient gestanden haben. Später haben sich vor allem die Salinenbediensteten dieser Kirche angenommen und das Co-Patrozinium des hl. Rupert von Salzburg hinzugefügt. 1244 wurden diese dem Abt des Stiftes Wilten in Bezug auf die geistliche Rechtsprechung unterstellt. Damals schon dürfte diese Kirche und der sie umgebende Friedhof bestanden haben. Die Kirche wird 1312 erstmals indirekt erwähnt, erst 1420 ist eindeutig von der Vigilius-Kirche die Rede. Der heutige Bau wurde, unter Verwendung älterer Gebäudeteile, 1643 auf Kosten der Salinenbeamten vollendet.
Außenbau
Dem rechteckigen Langhaus ist im Osten ein stark eingezogener Chor angefügt, dem sich die doppelgeschoßige Sakristei anschließt. Der Turm, der durch einen Zwiebelhelm bekrönt wird, wurde 1702 neu erbaut und enthält unter anderem eine von HANS CHRISTOF LÖFFLER 1570 gegossene Glocke. Elemente im Außenbau wie die spitzbogigen Fenster oder der vorspringende Mauersockel erinnern noch an den gotischen Baustil. Ansonsten ist die Kirche außen recht einfach gehalten und wird lediglich durch gemalte Fensterrahmungen und Ecksteine in rot-gelb geziert.
Innenraum und Ausstattung
Der Innenraum präsentiert sich als saalartiger Langhausbau mit angebautem, apsisförmigem Chor. An der flachen Decke befinden sich fünf stuckgerahmte frühbarocke Ölgemälde auf Leinwand. Sie stellen die vier Evangelisten sowie die Gottesmutter Maria dar. Die an die Seitenwände der Kirche freskierten Nothelfer stammen von CHRISTOPH ANTON MAYR und wurden um 1750 fertiggestellt. Am Ende des 19. Jahrhunderts entstanden die als Ädikulaaufbauten mit einfacher Säulenstellung ausgeführten Altäre der Kirche. Der Hochaltar zeichnet sich durch das bedeutende Altarblatt aus, das die Muttergottes mit Kind, umgeben von den 14 Nothelfern darstellt. Es stammt von DOMINIKUS VAN BESELAER und wurde 1658 als eines von nur drei bekannten Arbeiten dieses Künstlers vollendet. Die Statuen der Kirchenpatrone Vigilius und Rupertus von JOHANN GINER rahmen den Altar. Der durch Pilaster gegliederte Tabernakelaufbau wird vom Lamm Gottes bekrönt und zeigt in Nischen den hl. Kaiser Heinrich II. und den hl. Bonifatius.
Der heilige Vigilius
Es ist eine kleine Besonderheit, dass eine Kirche in Nordtirol dem hl. Vigilius geweiht ist. Vigilius stammte aus Rom und wurde um 360 geboren. Schon sehr jung wurde er 382 Bischof von Trient, wo er heute auch als Diözesanpatron verehrt wird. Er betätigte sich vor allem im Bereich der Glaubensverkündigung und Missionierung. Aus einer um 500 entstandenen Lebensbeschreibung des Heiligen ist sein Martyrium bekannt: Er soll von Anhängern der alten Religionen mit Holzschuhen erschlagen worden sein, nachdem er eine Götter-Statue zerstört hat. Die besondere Verehrung des hl. Vigilius in Thaur dürfte wohl mit Grundbesitzungen der Diözese Trient zusammenhängen. Die Seitenaltäre bergen die überlebensgroßen Plastiken eines Schmerzensmannes (18. Jh.) sowie der Schmerzensmutter Maria (17. Jh.). Die Kanzel der Kirche mit den Reliefs der vier Evangelisten stammt aus dem 18. Jahrhundert, während das Kreuz im Hintergrund im 17. Jahrhundert angebracht wurde. Weitere Ausstattungsstücke der Kirche sind eine Figur des Auferstandenen aus der Schlosskirche im hinteren Teil der Kirche sowie geschnitzte Skulpturen des hl. Sebastian, des hl. Joseph und der hl. Afra. Die Kreuzwegbilder konnten 1803 mit kirchlicher Genehmigung angebracht werden.