Die Kirchen von Rattenberg: Klosterkirche

1384 stiftet Johann Kummersbrucker das Augustiner Eremitenkloster, welches vornehmlich seelsorglichen Aufgaben dient.

Die Altäre der ehem. Klosterkirche St. Augustinus

Nach turbulenten Zeiten kommt es 1970 zur endgültigen Aufhebung des Klosters. Heute beherbergt der Klosterkomplex u. a. das Augustiner-Museum Rattenberg. Johann Kummersbrucker, der damalige Pfandinhaber von Rattenberg, stiftete im Jahr 1384 das hiesige Augustiner-Eremitenkloster, das nach seiner Vollendung um 1430 von München aus mit Mönchen besiedelt wurde. Es diente vornehmlich seelsorglichen Aufgaben, aber auch als Grablege seines Stifters und dessen Gattin Anna von Castelbarco. Einem ersten Höhepunkt im 15. Jahrhundert mit dem großzügigen Ausbau der Anlage folgte eine Phase des Niederganges in der Zeit der Glaubenskriege. Im frühen 18. Jahrhundert wurde das Kloster abermals erweitert und barockisiert. Im Zuge der Josephinischen Klosterreform fast aufgelöst, übernahm 1817 der Servitenorden das Kloster und führte es bis zur endgültigen Aufhebung im Jahr 1970. Der Kernbereich des heute unterschiedlich genutzten ehemaligen Klosterkomplexes mit gotischem Kreuzgang, barocker Klosterkirche und Kapellen beherbergt heute das 1993 eröffnete „Augustiner-Museum Rattenberg“.

Klosterkirche

„Augustinerhimmel“, Kuppelfresko in der ehem. Klosterkirche St. AugustinusDie ursprüngliche, ab 1385 errichtete Klosterkirche wurde in den Jahren 1695–1708 zu einem barocken Saalraum mit Stichkappentonne und anschließendem Chor mit ovaler Kuppel umgestaltet. Das Äußere prägt vor allem der Kirchturm mit seiner volutengeschmückten Haube. Zum Geläute gehört noch eine 1437 durch Ulrich von Rosen gegossene Glocke. Vom südlichen Kreuzgangflügel aus betritt der Besucher den barocken Kirchenraum. Während die heutigen Deckenbilder im Langhaus mit Szenen aus dem Marienleben erst 1894 von JOSEF GOLD gemalt wurden, hat sich im Chor außer den Laubwerkstuckaturen von DIEGO FRANCESCO CARLONE und PAOLO D’ALLIO noch das große Kuppelfresko erhalten. In den Jahren 1708-1711 von JOHANN JOSEF WALDMANN als Darstellung der mit dem Augustinerorden verbundene Heiligen gemalt, gilt dieser sog. „Augustinerhimmel“ als erstes monumentales Kuppelfresko in Tirol. Die Komposition ist nach einem hierarchischen Schema angeordnet: den im äußeren Ring angeordneten zahlreichen Vertretern jener Orden, die nach der Klosterregel des hl. Augustinus lebten, folgen zur Mitte hin ein Reigen von Engeln und in der hell durchlichteten Kuppellaterne schließlich die Heilige Dreifaltigkeit.

Der Hochaltar von 1709 zeigt am Altarblatt die Verklärung des Ordensvaters St. Augustinus, vermutlich eine Arbeit von JAKOB ZANUSI. Die Stuckfiguren der beiden heiligen Johannes des Täufers und des Evangelisten sowie der Maria Immaculata im Auszug schuf wiederum Diego Francesco Carlone. Am linken der beiden vorderen Seitenaltäre zeigt das 1770 von MICHAEL GREITER gemalte Bild eine Darstellung der Mutter des hl. Augustinus, der hl. Monika; es ist der ehemalige Altar der 1615 in Rattenberg eingeführten Erzbruderschaft Maria vom Trost, deren Erkennungszeichen ein schwarzlederner Gürtel war, den der Legende nach bereits die hl. Monika aus den Händen der Gottesmutter empfangen haben soll; am Oberbild ist der hl. Augustinereremit Thomas a Villanova zu sehen. Das Altarblatt mit der hl. Maria Magdalena am rechten Altar ist ein Werk des Salzburger Malers MELCHIOR STEIDL aus dem Jahr 1704. Rechts davon ist in die Wand der gotische Grabstein (1396) des Klosterstifters Johann Kummersbrucker und seiner Gemahlin mit Wappen und Reliefs der Verstorbenen eingelassen; er gilt als ältester Bildnisgrabstein Tirols. Die fragmentarisch erhaltenen gotischen Wandfresken nahe des Chorbogens belegen ebenso wie die 1980/81 bei der Außenrenovierung durchgeführten Untersuchungen, dass der barocke Neubau die Mauern der alten Kirche wieder verwendet hat. Die mit Stuckreliefs verzierte Kanzel schuf PAOLO D’ALLIO 1707.

Von den beiden Altäre an den Seitenwänden zeigt das von ÄGYD SCHOR gemalte Bild des linken Altares wiederum einen Ordensmann der Augustinereremiten, den hl. Nikolaus von Tolentino; am Oberbild ist der hl. Vitus im Marterkessel zu erkennen. Erst 1761 wurde der rechte Altar aufgestellt. Eingerahmt von den in Polierweiß gefassten Figuren der heiligen Joachim, Anna und Joseph sowie anbetenden Engeln, nimmt die Altarmitte das von JOHANN MICHAEL GREITER um 1760 gemalte Bild der Madonna vom Guten Rat ein. Im Relief darunter ist die legendäre Übertragung des Urbildes vom albanischen Skutari nach Genazzano bei Rom im Jahr 1467 dargestellt. An diesem Altar hatte die 1758 in Rattenberg eingeführte Bruderschaft „Maria vom Guten Rat“ ihren Sitz.