Die Kirchen von Freistadt: Liebfrauenkirche
Außerhalb der Altstadt nahe dem Böhmertor steht die Liebfrauenkirche „Maria Hilf“. Über die Sakristei ist sie baulich mit dem Haus der Schulschwestern verbunden.
Die Kirche beeindruckt mit einem frühbarocken Hochaltar und einer fast raumhohen Lichtsäule (Totenleuchte) mit typischen Zierformen der Gotik.
Geschichte
Etwas außerhalb nördlich der Altstadt steht nahe beim Böhmertor die Liebfrauenkirche „Maria Hilf“, heute eine Filialkirche der Stadtpfarre Freistadt. Sie ist über die Sakristei baulich verbunden mit dem Haus der Schulschwestern (Höhere Lehranstalt für wirtschaftliche Berufe der Schulschwestern von Unserer Lieben Frau), denen die Betreuung der Kirche obliegt. Umgeben ist sie vom ummauerten ehemaligen Friedhof, der 1855 aufgelassen wurde. Der jetzige Freistädter Pfarrfriedhof befindet sich seither südlich des Stadtzentrums. Die schon 1345 genannte ehemalige Spitals- und Marienwallfahrtskirche wurde bei einem Brand 1361 und abermals um 1422 durch die Hussiten zerstört. Anschließend erfolgte ein Neubau, zunächst der um 1440/50 errichtete Chor (Datierung „1447“ auf einem äußeren Strebepfeiler), anschließend das Langhaus. Noch während des Bauverlaufes wurde um 1470/80 das Spital zum Siechenhaus bei der Johanneskapelle verlegt.
Baubeschreibung
Die nach Westen gerichtete Kirchenfassade wurde nach einer Barockisierung in den Jahren 1855–1863 regotisiert; über dem Portal ein neuzeitliches Marienbild (Mitte 20. Jh.). Außen über dem Südportal hat sich ein spätgotisches Fresko einer Marienkrönung mit knienden Stiftern (1482) erhalten. Der Innenraum zeigt sich als ungewöhnlicher spätgotischer Bau von bemerkenswerter Qualität zweier ganz unterschiedlicher Raumteile: Das vierjochige, dreischiffige Langhaus mündet im Osten in den wesentlich helleren, durch sechs breite Maßwerkfenster lichtdurchfluteten Chor. Bemerkenswert im Langhaus sind neben den Schwibbögen der Seitenschiffe vor allem die Emporen: der dreischiffigen Westempore mit der Orgel und einem zierlichen barocken Abschlussgitter stehen im Osten vor dem Chorbogen zwei auf die Seitenschiffe beschränkte Emporen gegenüber, die vielleicht ursprünglich eine lettnerartige Verbindung über das Mittelschiff erhalten sollten, worauf die Rippenansätze hindeuten. Die Vollendung dieser Ostempore unterblieb aber, möglicherweise wegen der Verlegung des Spitals.
Hochaltar
Im Gegensatz zur Stadtpfarrkirche hat sich hier der um 1642/45 von HANS HEINZ errichtete frühbarocke Hochaltar noch erhalten. ADRIAEN BLOEMAERT malte das gleichzeitige Altarbild mit der Anbetung der Könige. In der Art von Schreinwächtern flankieren es Statuen der hll. Franz von Assisi und Dominikus. Eine spätere Ergänzung ist das Marien-bild im Auszug (LUDWIG GLÖTZLE, 1899) zwischen Figuren der hll. Sebastian und Rochus; zuoberst der Erzengel Gabriel.
Glasmalerei
Von den ursprünglichen gotischen Glasmalereien haben sich nur noch Reste oben im linken Chorfenster erhalten: Maria im Strahlenkranz (Unsere liebe Frau von Freistadt), begleitet von musizierenden Engeln. Die übrigen, neugotischen Farbglasfenster stammen von 1890.
Lichtsäule
Ein bedeutendes Werk der Spätgotik ist die seit 1885 im Chor aufgestellte Totenleuchte. Sie stammt aus dem Jahr 1484 und stand ursprünglich am ehemaligen Friedhof neben der Kirche. Die schlanke, fast raumhohe Lichtsäule zeigt typische Zierformen der Gotik, darunter Krabben und Kreuzblumen im fialenartigen Abschluss. Sie gilt als Werk des MATHES KLAYNDL.
Sonstige Einrichtung
Die Seitenaltäre (links hl. Aloisius von Gonzaga, rechts hl. Joseph) sind Werke der Neugotik, ebenso die Kanzel (1892/93). Unter den Grabsteinen sind besonders einige im Chor von Interesse, darunter der spätgotische Stein für Ulrich Kainacher († 1518; er war beim Chor der Freistädter Stadtpfarrkirche für die Bauaufsicht verantwortlich) mit einer von Stiftern begleiteten Kreuzigungsdarstellung. Die Orgel mit ihrem von LEOPOLD BREINBAUER 1913/14 gebauten Werk besitzt noch das barocke Gehäuse von LORENZ FRANZ RICHTER (spätes 18. Jh.).