Franziskanerkirche St. Pölten: Das Innere der Kirche
Die Franziskanerkirche ist ein eleganter zweijochiger gewölbter Saalraum mit leicht geschwungenen Wänden zwischen Doppelpilastern und hat je zwei Nischen für die Seitenaltäre, kräftige Hauptgesimse und eine Westempore.
Raumgestaltung
Sie besitzt einen annähernd quadratischen Chor mit halbkreisförmigem Abschluss. Vier Fenster gewähren dort den Blick vom Oratorium zum Altar. Der Innenraum wirkt ausgewogen und ist von hoher architektonischer Qualität.
Altarbilder und Statuen
Zusätzlich besticht die Kirche durch die einheitliche Ausstattung aus der Bauzeit, besonders durch die Altarbilder des Kremser Schmidt und die Statuen des St. Pöltner Bildhauers Andreas Gruber.
Hochaltar
Der sechssäulige Hochaltar zeigt seit 1797 über dem vergoldeten Tabernakel und Aussetzungsthron im Zentrum Jesus am Kreuz und Maria (links) und Johannes (rechts) unter dem Kreuz.
Aufsatz
Im Aufsatz sind Gottvater und der Heilige Geist in Gestalt einer Taube dargestellt, sodass der gesamte Altar die Allerheiligste Dreifaltigkeit zeigt, der die Kirche geweiht ist.
Säulen von Joachim & Anna
Die vor den äußeren Säulen stehenden Statuen stellen die Großeltern Jesu, Joachim (links) und Anna (rechts), dar und erinnern an das Geheimnis der Menschwerdung, das in der ursprünglich dem Prager Jesulein geweihten Karmeliterkirche besondere Bedeutung hatte.
Seitenaltäre
Altar der heiligen Theresia von Avila
Der vordere Seitenaltar auf der rechten Seite ist den Heiligen des Karmeliterordens gewidmet.
Altarbild
Das Altarbild zeigt den Tod der heiligen Theresia von Avila. Während trauernde Mitschwestern und die heiligen Johannes vom Kreuz, ihr Mitkämpfer für die Reform, und Petrus von Alcantara, ihr Ratgeber aus dem Franziskanerorden, um ihr Sterbebett versammelt sind, erwartet Christus ihre Seele, die ihm in Gestalt einer Taube entgegeneilt. Im Aufsatz ist das von Liebe brennende Herz der Heiligen in einer Wolkenglorie zu sehen.
Die Statuen
Die Statuen neben dem Bild zeigen den Propheten Elija mit dem Flammenschwert (links) und seinen Schüler und Nachfolger Elischa mit dem Bären (rechts), womit an die biblische Erzählung von der Verspottung des Propheten erinnert wird (2 Kön 2,22–25). Das Vorsatzbild zeigt den heiligen Josef, den Patron des Karmeliterordens.
Altar des heiligen Johannes Nepomuk
Der hintere Seitenaltar auf der rechten Seite ist dem heiligen Johannes Nepomuk geweiht, der 1729 heiliggesprochen wurde und dessen Verehrung im 18. Jahrhundert in allen habsburgischen Ländern weit verbreitet war.
Altarbild
Das Altarbild zeigt ihn, wie er Almosen an Arme verteilt und sich liebevoll den Kranken zuwendet. Im Aufsatz ist das Gnadenbild von Alt-Bunzlau in Böhmen zu sehen, vor dem der heilige Johannes Nepomuk oft gebetet haben soll.
Die Statuen
Die Statuen zeigen Ordensheilige der Karmeliter (heiliger Angelus, seliger Fraucus?) und den heiligen Antonius von Padua mit dem Jesuskind im Arm.
Altar der Friedensmadonna
Auf der linken Seite ist unter der Orgelempore ein neubarocker Altar mit der Darstellung der „Friedensmadonna“ zu sehen. Im Ersten Weltkrieg gruben zwei österreichische Soldaten in der total zerstörten Kirche St. Katharina in Görz eine Marienstatue aus, die nur gering beschädigt war.
Sie wurde als Schutzfrau des Schützenregiments 21 über dem Kaverneneingang aufgestellt. Einige Zeit später zerstörten zwei Granaten den Eingang, die Statue blieb aber weiterhin unversehrt, es wurde auch niemand verwundet oder getötet.
Zum Andenken an die Kämpfe am Isonzo sandte man die Statue nach St. Pölten, der Heimatstadt der 21er, wo sie in der Franziskanerkirche ihren Platz fand.